"Es war ein Freitag wie heute. Und es war eine Premiere. Am 7. März 1980 erschien erstmals das FAZ-Magazin, und gut 1000 Mal sollte sich das bis zum Sommer 1999 wiederholen. Es war ein eigenständiges Verlagsprodukt mit überwiegend kulturellen und biographischen Themen - einigermaßen anders als das vor knapp fünf Jahren lancierte Hochglanzheft gleichen Namens, das sich unverhohlen den Bereichen Lifestyle und Luxus widmet und als Werbefläche für Produkte dieser Sparten anbietet.

Helene Wolf ist in den Besitz einer vollständigen Sammlung aller FAZ-Magazine des Jahres 1980 und weiterer Jahrgänge gelangt. Als Sammelstück ist das FAZ-Magazin quasi zum Objekt kultureller Wertschätzung geworden. Nicht als Archivarin, sondern als Künstlerin interessiert Helene Wolf die Frage, wie sich Wertschätzungen einer Kultur in dem ausdrücken, was ihre Mitglieder sammeln - und nicht etwa wegwerfen. Bestehende Geschlechterordnungen, der Transport kultureller Muster über Identifizierung oder Verwerfung sowie der Einschluss in Wertesysteme bzw. der Ausschluss aus ebensolchen stehen dabei im Vordergrund. Helene Wolf hat aus dem Material der Sammelstücke des Jahres 1980 ein Framework mit Collagen erschaffen, das den Betrachter dazu einlädt, sich der Bilder zu bedienen und ihre ursprüngliche Bedeutung in eine andere Richtung zu wenden. (...)"

 

 

 

Erol Acar, 05.01.2018, Einführung in die Ausstellung BIOS 4 - 16 künstlerische Positionen aus Bielefeld und Osnabrück, Kunstraum Hase29 der Gesellschaft für zeitgenössische Kunst Osnabrück e. V.